Die Stadtkirche

Die Vorgängerkirche aus dem Jahre 1575 stand mitten auf dem jetzigen Goetheplatz. Sie hatte zwar bei dem großen Stadtbrand in 1825 keinen weiteren Schaden genommen, aber durch eine mangelhafte Unterhaltung war sie so baufällig geworden, dass 1839 nur noch der Abbruch blieb.

Ein Entscheid des Preußischen Königs führte zum Wiederaufbau an der Schlossstraße.

Der spätere Baurat Buchholz aus Arnsberg erstellte einen ersten Bauplan, der ein Kirchengebäude parallel zur Straße mit dem Chor im Norden und den Eingang im Süden vorsah. Wegen der großen Höhendifferenzen im Gelände und nach Abbruch der Reste vom Bürgerturm erfolgte eine Drehung der Kirche um 90 Grad. Doch wieder schritt der Preußische König ein und verlangte eine weitere Drehung um 180 Grad, damit der Chor - wie allgemein üblich - nach Osten zeigt.

Blick von der Empore

Nach einer entsprechenden Änderung in der Planung - die Zugänge kamen nun an die Längsseiten und nur ein Turm verblieb neben dem Chor - sowie einer Beauftragung an einen Generalunternehmer konnten die Bauarbeiten beginnen. 1859 erfolgte fristgerecht die Weihe der Kirche und die Berleburger waren überglücklich, nach über 25 Jahren wieder eine eigene  Kirche in der Stadt zu haben. Doch schon bald sollten sich Mängel und Schäden vor allem an den Sandsteinkonstruktionen und Fassaden zeigen, die zunächst vom Architekten Buchholz sowie dem Nachfolger von Schinkel, dem Leiter der Oberbaudeputation Friedrich August Stühler aus Berlin  begutachtet und für reparaturbedürftig befunden wurden. Diese Kosten musste die Gemeinde tragen. Nach Beendigung aller Arbeiten wies die Schlussabrechnung einschließlich der Orgel, der Glocken mit Montage und der Uhrenanlage eine Summe von 28.000 Reichstalern auf.

Die Kirchengemeinde war gezwungen, ein Darlehen in Höhe von 10.000 Reichstalern für die Finanzierung aufzunehmen.

Die baulichen Daten der Kirche: Länge mit Chor 30 m, Breite ohne die Windfänge 16 m, Höhe bis zur Traufe 14 m, Höhe des Turms 41 m. Nach Ausbau einiger Bankreihen hat die Kirche heute noch 450 Sitzplätze. Die Berleburger Stadtkirche weist viele romanische und gotische Elemente auf. Der Kirchenraum wurde zunächst über zwei große Öfen beheizt; erst später wurde eine Warmluftheizung eingebaut.

Fürstenloge

Auf Höhe der Empore befindet sich die Loge des Patrons, des Fürsten mit Familie, die ursprünglich mit Sicht zum Chorraum Schiebefenster aufwies, so dass eine Beheizung möglich war. Nachdem man den gesamten Kirchraum in der Mitte des 20. Jahrhunderts weiß gestrichen hatte, stand 1971 eine grundlegende Renovierung an. Vieles war verschmutzt oder veraltet. Bei der Reinigung kamen die Sandsteinflächen an den Bögen und Pfeilern wieder zum Vorschein. Mit einer Wiederherstellung der ursprünglichen Farbfassung der Wände konnte man sich jedoch nicht anfreunden und so einigte man sich auf das Altweiß neben dem Rot der Sandsteinflächen. Als Dokumentation ist die Rückwand in der Fürstenloge in der ursprünglichen Farbgebung - Quaderung auf rotbraunem Grund - festgehalten.

Auch die drei Prinzipalstücke, Abendmahlstisch, Taufstein und Pult, wurden nach den Entwürfen und in Anlehnung an die Kanzel, die sich damals erst nach der Restaurierung wieder in ihrer Schönheit zeigte, von Wolfgang Kreutter gefertigt. Erst kürzlich wurden einige Bankreihen im hinteren Bereich der Kirche entfernt, um mehr Platz für einen Kirchenkaffee im Anschluss an den Gottesdienst zu haben.

Die Glocken

Im Kirchturm hängen drei Glocken, die älteste und größte aus dem Jahr 1741, sie war aus der alten Kirche übernommen worden. Die beiden kleineren kamen 1954 hinzu. Die Töne  e', g' und a' bilden den Anfang eines alten Liedes: Te Deum laudamus (Herr Gott, dich loben wir).r

Inschrift Oberer Ring: Gestiftet von ID  Margareta Fürstin zu Sayn Wittgenstein 1954.

Unterer Ring:

Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe; diese drei, aber die Liebe ist die Größte unter ihnen. 1. Kor. 13 Vers 13.

Obere Inschrift: Die Glocke aus der Materie der Vorigen welche einen Sprung bekommen und dadurch den Klang verloren gehbt zu Berlenburg gegossen worden durch Wilhelm Andon Rinckern Glockengieser von Altenstedten in Grafl: Solms Greifensteinisc.

1.Kor 3,11:

 „Einen anderen Grund

kann keiner legen außer

 dem, der gelegt ist: Christus.“

Gemeindesiegel unserer Kirchengemeinde.

Die Fenster

Die künstlerische Oberleitung der Erneuerungen 1971 lag in den Händen des bekannten Künstlers Wolfgang Kreutter aus Berleburg-Dödesberg.

Nach seinen Vorstellungen wurden die Fenster im Chorraum neu gestaltet. In der Mitte befindet sich Christus am Kreuz mit seinen leuchtenden Wund-malen neben ihm in düsteren Farben die beiden Schächer, oben Sonne, Mond und das Pfingst-geschehen. Auch alle übrigen, bleiverglasten Fenster wurden in ihrer alten Fassung erneuert und dabei im Randbereich die in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten Signalgläser wieder verarbeitet.

 

Die Orgel

Das Instrument ist ein Neubau der Orgel-bauwerkstatt Dieter Noeske aus Roten-burg an der Fulda. Am 16. März 1975 wurde sie mit Festgottes-dienst  und einem Konzert der Gemeinde übergeben.

Die Orgel hat 28 Register auf Haupt-, Brust- und Pedalwerk. Sie kann annähernd 2000 Pfeifen zum Klingen bringen. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch. Die Windladen sind als Schleifladen gebaut.

Manual-Hauptwerk C-g''' mit 9 Registern.

Manual-Brustwerk C-g''' mit  10 Registern.

Pedalwerk C – f‘ mit   9 Registern.

Diverse Spielhilfen.

 

Nach über vierzig Jahren zuverlässigem Spiel und guter Wartung durch den Erbauer der Orgel, stand nun eine gründliche Reinigung, verbunden mit wichtigen Reparaturen einiger Orgelpfeifen, an. Im Mai 2016 wurde die Orgel vollständig zerlegt und durch die Orgelbaufirma Kampherm aus Verl überarbeitet. Die Kosten von ca. 31.000 Euro wurden aus Rücklagen, Spenden und Sammel-aktionen aufgebracht. Im Juni 2016 konnte die Orgel in einem musikalischen Gottes-dienst wieder festlich erklingen.